
Geografische Schutzangaben und der SME Fund: Wie das Handwerk Herkunft sichert, Schutzrechte nutzt und regionale Qualität zukunftsfest macht.
Herkunft war im Handwerk schon immer mehr als ein Etikett. Sie steht für Können, Erfahrung und regionale Prägung. Dieses Prinzip ist in Europa seit Jahrzehnten bewährt: Bei Wein, Spirituosen und Lebensmitteln sichern geografische Schutzangaben den guten Ruf ganzer Regionen. Mit der EU-Reform von 2024 wurde dieses System weiter gestärkt und modernisiert – mit klaren Verfahren, einheitlichem Schutz und hoher Sichtbarkeit im Binnenmarkt.
Was für Wein und Lebensmittel längst selbstverständlich ist, gilt nun auch für das Handwerk. Mit den neuen geografischen Schutzangaben für handwerkliche und industrielle Produkte, angesiedelt beim EUIPO, erhalten Handwerksbetriebe erstmals die Möglichkeit, ihre regionale Herkunft EU-weit rechtlich abzusichern. Damit wird anerkannt, was im Handwerk seit Generationen gelebt wird: Qualität entsteht dort, wo Wissen, Material und Region zusammenkommen.
Der Schutz richtet sich bewusst nicht nur an einzelne Betriebe, sondern an Zusammenschlüsse wie Innungen, Verbände oder regionale Erzeugergemeinschaften. Voraussetzung ist, dass der Produktname mit einem Ort oder einer Region verbunden ist und seine besonderen Eigenschaften wesentlich auf diese Herkunft zurückzuführen sind. Mindestens ein wesentlicher Herstellungsschritt muss im definierten Gebiet erfolgen. Das Ergebnis ist ein kollektives Schutzrecht, das Nachahmung verhindert und Vertrauen schafft – auch im internationalen Wettbewerb.
Hier setzt der SME Fund der EU sinnvoll an. Der SME-Fund ist ein KMU-Fond und unterstützt mit einer finanziellen Förderung in Form von vier verschiedenen Gutscheinen, kleine und mittlere Unternehmen dabei, ihre Schutzrechte systematisch aufzubauen. Viele Handwerksbetriebe nutzen ihn bereits für Marken- oder Designanmeldungen oder für einen IP-Scan, der erstmals Struktur in das Thema gewerblicher Rechtsschutz bringt. Genau diese Vorarbeit ist oft die Grundlage, um sich anschließend gemeinsam mit anderen Betrieben einer Region mit dem Thema geografische Schutzangaben zu befassen.
Geografische Herkunftsangaben und der SME Fund verfolgen damit dieselbe Logik: Erst schützen, dann stärken. Während der SME Fund den einzelnen Betrieb befähigt, schafft die geografische Schutzangabe einen dauerhaften Rahmen für das gesamte Gewerk und die Region. Tradition wird so nicht nur bewahrt, sondern rechtlich abgesichert und wirtschaftlich nutzbar gemacht.
Für das Handwerk ergibt sich daraus ein klarer Weg: Schutzrechte bewusst einsetzen, regional zusammenarbeiten und die eigene Herkunft nicht dem Markt überlassen. Wer heute handelt, sichert den Wert handwerklicher Arbeit für morgen – im Sinne der Betriebe, der Regionen und der nächsten Generation.
Sie möchten mehr zu den neuen geografischen Schutzangaben erfahren? Über folgenden Link gelangen Sie auf eine Aufzeichnung eines Workshop der EUIPO: https://euipo.europa.eu/knowledge/course/view.php?id=5457
Oder auch beim Deutschen Patent- und Markenamt: https://www.dpma.de/marken/geografische_herkunftsangaben/index.html
Ansprechpartner in der Handwerkskammer Chemnitz:
Torsten Gerlach | 0371 5364-311 |
17.12.2025