Meisterschüler im Musikinstrumentenbau spielen ihre Prüfungsstücke an
Im Foyer der Musikhalle Markneukirchen wird es still. Gespannt warten Gäste und Absolventen des Meisterkurses im Musikinstrumentenbau auf die ersten Klänge, die Liza Leonova der Violine von Anatoli Schartner gleich entlocken wird. Beide enttäuschen das Publikum nicht. Die Violine nach Guarneri del Gesu, einem berühmten italienischen Geigenbauer, ist das Meisterstück des gebürtigen Russen. Seit 1996 in Deutschland, hat er sich vom Hilfsarbeiter im Bogenbau über den Gesellenabschluss als Geigenbauer nun bis zum Meister hochgearbeitet. Seine kleine Familie erfüllt das mit Stolz und seine Frau und die beiden Töchter feiern den Tag des erstmaligen öffentlichen Anspiels seiner Violine mit ihm zusammen.
Fünf weitere Instrumente erklingen an diesem 12. April im traditionsreichen Musikwinkel: der Wiener Kontrabass von Geigenbauer Lubos Ircak, die B-Tuba nach Modell G 51 von Metallblasinstrumentenmacher-Meister Thomas Paßler, die C-Klarinette von Holzblasinstrumentenmacher-Meisterin Marion Loos, die Rundmandola von Zupfinstrumentenmacher Bruno Dotzauer und das Waldhorn von Metallblasinstrumentenmacher-Meister Niklas Ullmann. Die meisten der Absolventen des Meisterkurses im Musikinstrumentenbau schließen mit dem Bau des Meisterstückes ihre Meisterausbildung ab. Für einige andere heißt es noch ein wenig die Schulbank drücken - bis auch sie die Meisterurkunde in den Händen halten. Enrico Weller, Professor des Studienganges Musikinstrumentenbau an der Westsächsischen Hochschule Zwickau in der Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg, stellte für sie 2027 einen besonderen Meistertitel in Aussicht. In diesem Jahr feiert Markneukirchen die Gründung der ersten Geigenbauerinnung im März 1677. „Dann dürfen Sie sich vielleicht Jubiläumsmeister nennen!“, so Weller.
Der Markneukirchener Bürgermeister Toni Meinel bezeichnete den Meistertitel in seinem Grußwort sogar als „Oscar des Handwerk“ und ermutigte die Neumeister: „Helfen Sie mit und begeistern Sie junge Menschen für den Musikinstrumentenbau!“.
Die aktuellen Meisterschüler stammen aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Meisterlehrgänge im Musikinstrumentenbau und damit auch das feierliche Anspielen der Prüfungsstücke finden alle zwei Jahre statt. Mit dem Anspielen am 12. April ging der inzwischen 16. Meisterkurs zu Ende, den die Handwerkskammer Chemnitz im Musikinstrumentenbau anbietet. Die Meisterschüler mussten nicht nur das Meisterstück anfertigen, sondern in 420 Unterrichtsstunden auch Fächer wie technische Mathematik, Akustik und Werkstoffkunde absolvieren. Sie wurden von vogtländischen Handwerksmeistern, Pädagogen an Gymnasien, Berufsschullehrern sowie Lehrkräften des Studiengangs Musikinstrumentenbau an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) unterrichtet. Ausbildungsort ist die Außenstelle der WHZ in Markneukirchen, die Jugendstilvilla Merz.
Seit der Novellierung der Handwerksordnung im Jahr 2004 besteht im Musikinstrumentenbau keine Meisterpflicht mehr. Dennoch erfreuen sich die Meisterlehrgänge großer Beliebtheit. Es gibt sie für die Berufe:
- Geigenbauer
- Handzuginstrumentenmacher
- Zupfinstrumentenmacher
- Holzblasinstrumentenmacher
- Metallblasinstrumentenmacher
Die nächsten Kurse starten im Februar 2026 in Markneukirchen - bis auf den Vorbereitungskurs für Holzblasinstrumentenmacher sind alle noch buchbar. Ansprechpartnerin ist Elfi Krieger, Tel. 03741/1605-24, .
DHZ-Beitrag aus dem Musikwinkel vom 23. Mai 2025
30.04.2025