Bild vom Verwaltungsgebäude der Handwerkskammer Chemnitz
Schmidtfoto-Chemnitz

Folgen des Krieges in der Ukraine auch im Handwerk der Region spürbar

Im Rahmen einer deutschlandweiten Umfrage unter Handwerksbetrieben wurden auch Betriebe im Bezirk der Handwerkskammer Chemnitz befragt. Die Ergebnisse der Umfrage liegen jetzt vor und zeigen, dass die Folgen des Krieges in der Ukraine auch für das regionale Handwerk spürbar sind – insbesondere bei den Energie- und Materialpreisen. Folglich blicken die Betriebe eher zurückhaltend in die Zukunft.

Handwerkskammerpräsident Frank Wagner erklärt dazu: „Die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges sind im Handwerk auch im Jahr 2023 weiterhin spürbar. Obwohl an den Märkten die Energiepreise wieder nach unten gehen, haben die Betriebe immer noch mit Preissteigerungen zu kämpfen. Hinzu kommen hohe Preise für Material. Das alles bremst die Betriebe, wodurch wiederum die Ressourcen für Investitionen in Energieeffizienz, Digitalisierung und die Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften fehlen.“

Zu den Umfrageergebnissen:

47 Prozent der Betriebe erwarten im ersten Quartal 2023 ein Sinken des Betriebsumsatzes, 44 Prozent gehen davon aus, dass dieser gleich bleibt. Für das zweite Quartal ist zumindest ein wenig Optimismus erkennbar, da nur noch 37 Prozent einen sinkenden Umsatz und 51 Prozent gleichbleibende Umsätze erwarten. Am ehesten Liquiditätsschwierigkeiten aufgrund von Energiekostensteigerungen gibt es im Handwerk für den gewerblichen Bedarf, im Lebensmittelhandwerk sowie in den Gewerken der persönlichen Dienstleistungen. Liquiditätsschwierigkeiten aufgrund von Unterbrechungen der Geschäftsbeziehungen in die Ukraine, nach Russland oder Belarus gibt es hingegen kaum. Lieferengpässe führen zumindest in den Ausbaugewerken teilweise zu Liquiditätsschwierigkeiten.

Bei den Erwartungen zur Beschäftigtenzahl zeigt sich ebenso eine Zurückhaltung. Die meisten Gewerbegruppen gehen von einer gleichbleibenden Beschäftigtenzahl bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 aus. Sinkende Zahlen erwarten aber 54 Prozent der Betriebe des Bauhauptgewerbes und 38 Prozent im Bereich des gewerblichen Bedarfs.

Auf die Frage, ob der Betrieb in den letzten vier Wochen aufgrund der geopolitischen Situation Probleme mit gestiegenen Einkaufspreisen und/oder der Verfügbarkeit von Materialien, Vorprodukten, Komponenten oder Betriebsmitteln hatte, bejahten 72,5 Prozent der Betriebe diese Frage. Davon geben wiederum 75,8 Prozent an, dass vor allem Preissprünge die Erfüllung bestehender Aufträge unwirtschaftlich machen. Bei 58,9 Prozent der Betriebe müssen aufgrund von Lieferengpässen Aufträge verschoben oder gar storniert werden. Weiterhin geht aus der Umfrage hervor, dass vor allem Elektronik-Komponenten von Lieferengpässen betroffen sind. Gestiegene Einkaufspreise werden wiederum bei Metallen, Kunststoffen und der fossilen Energie gemeldet.

Insgesamt spielen die Energiekosten weiterhin eine große Rolle. So geben 64,1 Prozent der Betriebe an, dass deren Energiekosten seit Jahresbeginn 2023 im Vergleich zum Jahresende 2022 gestiegen sind. Bei 34,4 Prozent sind sie gleichgeblieben und nur bei 1,5 Prozent gesunken. Den höchsten Anstieg verzeichnet das Bauhauptgewerbe mit 75,3 Prozent, gefolgt von den Lebensmittelhandwerken (52,9 Prozent) und den Gesundheitshandwerken (49,5 Prozent). Allerdings lässt sich auch feststellen, dass der Energiekostenanstieg in allen Gewerkegruppen außer im Bauhauptgewerbe im Vergleich zu Umfragen aus dem Jahr 2022 geringer geworden ist.

Angekündigte Preiserhöhungen der Versorger für die Belieferung mit Strom und/oder Gas betreffen 69,5 Prozent der Betriebe, bei 12,2 Prozent wurden einzelne Verträge auch gekündigt. Gas- und Stromalternativen zur Deckung des Energiebedarfs gibt es aktuell im Handwerk kaum. 16,1 Prozent der an der Umfrage beteiligten Betriebe nutzen Öl, 3,1 Prozent Holzpellets und 22,9 Prozent anderweitige Alternativen. Für 64,1 Prozent ist wiederum kein anderer Energieträger nutzbar.

Abschließend wurden die Betriebe noch nach drei Maßnahmen gefragt, die deren Investitionstätigkeit am stärksten fördern würden. Auf Platz 1 kamen hierbei Sofortabschreibungen in Höhe von 100 Prozent, gefolgt von steuerfreien Investitionsprämien beziehungsweise -zulagen in Höhe von 10 Prozent der Investitionssumme und auf Platz 3 steuerfreie Investitionsprämien beziehungsweise -zulagen für Wirtschaftsgüter, die dem Klimaschutz dienen (in Höhe von 20 Prozent der Investitionssumme).

Hinweis: Die Ergebnisse der regulären Frühjahrskonjunkturumfrage im Kammerbezirk Chemnitz werden im Mai veröffentlicht.

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