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Erste Umfragebilanz: Handwerk kämpft mit Auftragslage und Personalengpässen

Fast 80 Prozent fordern mehr Zuschüsse

Die Ausbreitung des Coronavirus hat zu massiven Einbrüchen der Wirtschaftstätigkeit geführt. Auch die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk sind davon stark betroffen. Um die Folgen der Corona-Pandemie besser beurteilen zu können, hat der Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) gemeinsam mit Handwerkskammern und Fachverbänden bundesweit die Betriebe zu deren Auswirkungen auf die aktuelle Geschäftstätigkeit befragt. Die Umfrage wurde vom 23. bis zum 25. März 2020 durchgeführt. Insgesamt haben sich 204 Betriebe aus dem Kammerbezirk Chemnitz an der Befragung beteiligt.

Der erste Einblick in die Lage zeigt, dass annähernd neun von zehn der befragten Betriebe (87 Prozent) von Umsatzrückgängen betroffen sind. Über alle Handwerke im Kammerbezirk Chemnitz sind die Umsätze der Betriebe dabei um durchschnittlich 60 Prozent zurückgegangen.

In den einzelnen Handwerksbranchen ist das Bild etwas differenzierter: Am häufigsten von Umsatzeinbrüchen betroffen sind die Gesundheits- und die personenbezogenen Dienstleistungshandwerke. Die Umsatzrückgänge im Gesundheitshandwerk betragen 76 Prozent, im personenbezogenen Dienstleistungshandwerk sogar mehr als 90 Prozent. Aber auch die Kfz-Betriebe sind mangels Handel und Zurückhaltung der Kunden im Werkstattbereich stark betroffen.

Der Auftragsbestand der Betriebe hat sich stark verringert – im Gesamthandwerk liegt die Quote der stornierten Aufträge aktuell bei 48 Prozent, insgesamt berichten 62 Prozent der Betriebe von Stornierungen.

Aktuell sind 34 Prozent der Betriebe im Kammerbezirk Chemnitz von einem coronabedingten Personalausfall betroffen, womit im Gesamthandwerk durchschnittlich jeder dritte Mitarbeiter ausfällt.

Aktuell sind von fehlendem Material bzw. Vorprodukten 28 Prozent der Betriebe betroffen.

Von den behördlich angeordneten Betriebsschließungen sind vor allem die Gewerke mit Ladenlokal betroffen. Im Gesamthandwerk erreicht der Anteil dieser Betriebe bereits 28 Prozent und dürfte weiter zunehmen. Besonders betroffen sind die personenbezogenen Dienstleister im Handwerk, wie beispielsweise Friseure und Kosmetiker, die aufgrund der Öffnungsverbote allumfänglich geschlossen bleiben müssen.

Handwerkskammer-Präsident Frank Wagner zu den Zahlen und der ersten Bestandsaufnahme: „Die Ergebnisse der Umfrage und die vielen persönlichen Beratungen von Firmen in der letzten Woche lassen eines immer klarer werden: Wir brauchen in Sachsen nicht nur Darlehensprogramme sondern für Betriebe mit mehr als zehn und unter 250 Mitarbeitern auch finanzielle Zuschüsse!

Um die Liquidität der betroffenen Unternehmen noch weiter zu erhöhen fordern wir darüber hinaus die Ausweitung der Antragsberechtigten für das sächsische Soforthilfe-Darlehen, die Anpassung des Kurzarbeitergelds mit Blick auf die Auszubildenden, die sofortige Abschaffung der Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge und die Aussetzung der Steuervorauszahlungen für die nächsten zwölf Wochen für alle Betriebe.

Zudem möchten wir anregen, die offenkundige Unabkömmlichkeit vieler Gewerke auch anhand der Einstufung in die Kategorie der Systemrelevanz sichtbar zu machen, wenn diese zwingend für die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur (KRITIS) benötigt werden.“  

Detaillierte Zahlen entnehmen Sie bitte der Auswertung.

Für Rückfragen zu den Umfrageergebnissen können Sie sich an Sören Ruppik wenden: Telefon 0371 5364-214 und .

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