Es gilt das gesprochene Wort!
"Sehr geehrter Herr Präsident Dittrich, lieber Jörg, sehr geehrter Herr Dr. Welzbacher, liebe Handwerkskolleginnen und Handwerkskollegen,
nach all den Ehrungen, wofür ich nochmals danken möchte, nun meine Begrüßung, bei er ich zu Beginn auch nochmals einen Dank für die vorangegangenen Vorträge beziehungsweise Rede aussprechen möchte, die auf den ersten Blick nicht zwingend miteinander zusammenhängen. Auf dem zweiten Blick aber durchaus.
- Wenn Sie, lieber Herr Dr. Welzbacher, uns eindrucksvoll vorstellen, wie sich unser Bildungs- und Technologiezentrum weiterentwickeln sollte und welche Mittel dafür notwendig sind und
- wenn Du, lieber Jörg, gleichzeitig schilderst, wie schwierig die wirtschaftliche Lage für das Handwerk ist,
dann passt das durchaus zusammen. Denn: Nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, die eben oftmals von der Politik vorgegeben werden, können wir als Handwerk uns weiterentwickeln und wachsen.
Dass unsere knapp 21.500 Mitgliedsbetriebe wachsen wollen, steht außer Frage. Bestes Beispiel hierfür – fast schon wie in jedem Jahr – sind die Ausbildungszahlen, die 2025 aber einen Wachstumskurs an den Tag legen, der doch sehr ungewöhnlich ist. Monat für Monat konnten wir in diesem Jahr tolle prozentuale Wachstumsraten verzeichnen: +20% Ende April, +9,5% Ende Juni, +7,8% Ende August und aktuell zu Ende Oktober wieder +7,5%. In absoluten Zahlen sind das 153 mehr neue Lehrverträge als im Vorjahr. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an alle Ausbildungsbetriebe. Doch was nützen uns diese Kennzahlen, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, damit die Betriebe investieren und eben das neue Personal auch arbeiten kann? Präsident Dittrich hat die Lage beschrieben. Die Betriebe zeigen den Willen und sehen eine Zukunft für sich. Ansonsten würden die meisten sich der Aufgabe, auszubilden, nicht stellen. Aber es kommt keine Unterstützung seitens der politischen Ebene,
- obwohl die Baustellen benannt,
- obwohl die Probleme offensichtlich sind und
- obwohl seit Frühsommer immer wieder vom Herbst der Reformen gesprochen wird.
Kalendarisch gesehen sind aber bereits 54 Tage des Herbstes vorbei und nur noch 36 Tage liegen vor uns. Haben Sie daher bei diesem zugegebenermaßen kleinlichen Blick auf die genauen Tageszahlen Hoffnung, das der „Herbst der Reformen“ allein rein zeitlich seinen Namen noch alle Ehre macht?
Ich glaube nicht.
Und auch wenn noch 100 Tage Zeit wären, es passiert schlicht zu wenig auf der politischen Ebene.
In Berlin fehlen Mut und Einigkeit, in Sachsen fehlen Willen und Mehrheit.
Doch umso wichtiger ist es dabei, dass das Handwerk trotzdem mit lauter Stimme spricht. Das können Sie als einzelner Handwerker sein, das können die Innungen und Verbände oder die Kreishandwerkerschaften sein, das können die Handwerkskammern sein, genauso der sächsische Handwerkstag und natürlich auch der ZDH. Dass wir alle gemeinsam für eine positive Entwicklung des Handwerks arbeiten, steht außer Frage.
Wir als Kammer machen das – sowohl allein als auch beispielsweise im Rahmen des Sächsischen Handwerkstages und vor allem aber im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft der sächsischen Handwerkskammern. Gemeinsam mit den anderen beiden Kammern kann man einfach mehr erreichen. Ich kann sicherlich für Haupt- und Ehrenamt gemeinsam sprechen, wenn ich das sage. Und es ist daher auch genau richtig gewesen, 2021 den AG-Vorsitz zu übernehmen und so die Interessenvertretung für das sächsische Handwerk aktiv mitzugestalten.
Erfreulicherweise hat das sächsische Handwerk aber auch eine sehr gewichtige Stimme in Berlin, wenngleich du, lieber Jörg, als ZDH-Präsident natürlich sagen wirst, dass du für das gesamte deutsche Handwerk sprichst, was vollkommen richtig ist. Ich selbst konnte in den vergangenen drei Jahren im ZDH-Präsidium mitwirken und so die Belange unserer Handwerkerschaft nach Berlin tragen – eines meiner Hauptanliegen. Ein weiteres Anliegen war und ist die Transparenz beim ZDH selbst. Wir schätzen seine Arbeit und sind auch bereit, die entsprechenden Mittel dafür bereitzustellen. Aber über die genauen Strukturen und die Mittelverwendung war bisher wenig in Erfahrung zu bringen – gerade für die Kammern. Das ist kein Misstrauen gegenüber dem ZDH, dafür ist er als Verband viel zu wichtig. Es hat lange gedauert, bis mein Nachbohren erfolgreich war. Doch vor zwei Wochen, zu meiner letzten Sitzung des Präsidiums, wurden uns endlich die gewünschten Informationen zur Verfügung gestellt. Wir werden damit natürlich weiterhin vertraulich umgehen, haben jetzt aber wenigstens auch eine Argumentationsgrundlage mit Blick auf die Mittelverwendung seitens der Kammer.
Diese Mittel speisen sich immer zum größten Teil aus den Mitgliedsbeiträgen der Betriebe. Die Mittel daher zielgerichtet einzusetzen, ist unabdingbar und selbstverständlich – im Übrigen ein Grundsatz, der auch für Steuermittel gilt. Dieses zielgerichtete Einsetzen braucht es daher auch bei Investitionen in die Kammer-Infrastruktur.
Herr Dr. Welzbacher hat dargestellt, welche Baustellen wir beim BTZ haben und welche Mittel dafür verwendet werden. Hinzukommen die Ausbildungszahlen. Hier sind wir als Vollversammlung gefordert, die richtigen verantwortungsvollen Entscheidungen zu treffen. Für jeden Auszubildenden, Gesellen und angehenden Meister. Für jeden Betrieb, der diese beschäftigt. Und somit am Ende für das Handwerk als Ganzes.
Das alles geht nur gemeinsam. Lassen Sie uns diesen Weg entsprechend auch so beschreiten.
Herzlichen Dank!"

