Die Arbeitsgemeinschaft der Sächsischen Handwerkskammern möchte sich gern aktiv und konstruktiv in diesen Prozess einbringen. Es ist dabei wichtig, dass die Überarbeitung der Richtlinie nicht überhastet erfolgt. Für eine tragfähige Weiterentwicklung müssen Argumente und Erfahrungen in einem strukturierten Dialog ausgetauscht werden. Dazu sollten die richtigen Expertinnen und Experten – auch aus den Kammern und Bildungsstätten – von Anfang an mit am Tisch sitzen. Eilig anberaumte Beratungen sind hier nicht zielführend.
Seit über 15 Jahren führen die Handwerkskammern in Kooperation mit beruflichen Bildungsstätten erfolgreich Potenzialanalysen und Werkstatttage durch. Rund 40.000 Schülerinnen und Schüler haben diese Programme in diesem Zeitraum absolviert. Mit inzwischen zahlreichen festen Kooperationsverträgen und Anfragen weit darüber hinaus zeigt sich die hohe Wertschätzung dieser Arbeit. Die Handwerkskammern investieren hierfür erhebliche Eigenmittel, weil ihnen die berufliche Orientierung der sächsischen Schülerinnen und Schüler ein Anliegen und ein zentraler Auftrag ist.
Potenzialanalysen und Werkstatttage bieten Schülerinnen und Schülern aller Schularten die Möglichkeit, praxisnah drei bis sechs Berufsfelder intensiv zu erproben. Die Kammern haben hierfür fachliche und personelle Expertise aufgebaut, Praxisräume eingerichtet und moderne Ausstattung bereitgestellt. Damit unterstützt man insbesondere kleine und mittlere Unternehmen und Schulen, die Praxistage in dem erforderlichen Umfang selbst nicht leisten könnten.
Mit Sorge wird allerdings wahrgenommen, dass im Zuge der Weiterentwicklung der Richtlinie eine Halbierung der Werkstatttage ins Gespräch gebracht wurde. Eine solche Kürzung würde die Qualität der Berufsorientierung erheblich schwächen. Sie widerspricht zudem den in den Fachvorgaben festgeschriebenen Mindeststandards, die auf eine breite und praxisnahe Erprobung abzielen. Dass Praxisberatern zusätzlich geraten wird, künftig weniger auf Werkstatttage zurückzugreifen, ist kontraproduktiv: eine qualitativ wie quantitativ ausreichende Berufsorientierung ist ohne diese Formate nicht denkbar.
Vor diesem Hintergrund appellieren die drei Handwerkskammern eindringlich, die Zahl der Werkstatttage nicht zu reduzieren. Eine Halbierung würde die Qualität der Berufsorientierung massiv beeinträchtigen und den in den Fachvorgaben verankerten Mindeststandards widersprechen. Stattdessen müssen die Angebote zu Potenzialanalysen und Werkstatttagen weiterhin in vollem Umfang und auf auskömmlicher finanzieller Grundlage abgesichert bleiben.
Darüber hinaus wir darum gebeten, die Richtlinie nicht auf einzelne Maßnahmen zu verkürzen, sondern sie in ihrer Gesamtheit zu betrachten und weiterzuentwickeln und zu einem Dialog auf Augenhöhe einzuladen. Nur eine ganzheitliche und langfristig angelegte Förderung ermöglicht es, die Berufsorientierung in Sachsen effizient, qualitativ hochwertig und zukunftsfest zu gestalten. Damit wird gemeinsam ein entscheidender Beitrag für die Nachwuchsgewinnung im Handwerk und für die Zukunftsfähigkeit der sächsischen Wirtschaft insgesamt gelegt.