Aufschwung im Handwerk bleibt aus

Konjunkturumfrage Frühjahr 2025 veröffentlicht

Beim südwestsächsischen Handwerk stellt sich weiterhin kein Aufwärtstrend bei der aktuellen Geschäftslage ein. Und auch der Blick in die Zukunft ist für die meisten Gewerke im Kammerbezirk Chemnitz eher negativ. Dies ist die wohl wichtigste Aussage der Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer Chemnitz unter ihren Mitgliedsbetrieben. Fast alle Handwerkszweige bewerten die aktuelle Lage eher schlecht – vor allem auch im Vergleich zum Vorjahr. Einzig die Gesundheitshandwerke sehen die aktuelle Geschäftslage besser als im Vorjahr. Beim Ausblick sind alle Gewerke eher zurückhaltend bis pessimistisch. Weiterhin besonders schwierig ist die Lage im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe. Die Ursachen sind vielfältig: Im Bau herrscht weiterhin eine Investitionszurückhaltung, die aber nicht nur mehr Privatkunden und Gewerbe betrifft, sondern auch die öffentliche Hand als Auftraggeber.

Handwerkskammerpräsident Frank Wagner dazu: „Das kleine Signal des Aufschwungs beim Geschäftsklimaindex, das wir im Herbst noch erkennen konnten, ist wieder vollständig verschwunden. Die Einschätzung zur konjunkturellen Lage der Betriebe des Handwerks im Kammerbezirk Chemnitz bleibt auf niedrigem Niveau kleben oder sinkt sogar immer weiter, ohne dass nur ansatzweise ein wirklicher Aufschwung zu erkennen ist, der aber wiederum dringend nötig wäre. Die Gefahr ist groß, dass diese Krise sich immer weiter verstärkt, denn der Trend hält seit 2020 an. Es gibt dafür nicht den einen Grund. Aber eines ist klar: Es müssen schnellstmöglich die Weichen in Richtung Aufschwung gestellt werden. Die Politik in Dresden und Berlin kann hier viel bewegen, sei es durch einen wirklichen und nachhaltigen Bürokratieabbau, der personell und finanziell Wirkung zeigt, durch steuerliche Entlastungen, durch Senken der Energiepreise, durch Investitionen in die Infrastruktur. Das ist alles auch kurzfristig umsetzbar und sollte daher auf der Prioritätenliste ganz oben stehen. Für langwierige Abstimmungsprozesse zwischen den Koalitionspartnern oder Gesetzgebungsverfahren ist aber schlicht keine Zeit. Das gilt auch für die Haushalte von Bund und Land, die ebenso Grundlage sind, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln und daher genauso zügig beschlossen werden müssen.“

Zu den Umfrageergebnissen:

Allgemein/Geschäftslage

Der im Herbst geringfügig angestiegene Geschäftsklimaindex ist im Frühjahr 2025 wieder auf 99,5 abgesunken – damit sogar unter den Wert des Frühjahrs 2024 und nur knapp über dem Tiefpunkt der letzten zehn Jahre. Auf etwa dem gleichen Niveau lag der Wert zuletzt 2023, was mit dem Ukraine-Krieg und den damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen sowie den Energiepreisen zusammenhing. Ähnlich tief war der Geschäftsklimaindex im Jahr 2009 kurz nach der Finanzkrise. Sowohl die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage als auch die Erwartungen unterscheiden sich nicht. Im Frühjahr 2024 gaben aber immerhin noch 38 Prozent der befragten Betriebe eine gute Geschäftslage an. Dieser Wert ist nunmehr auf 22 Prozent gesunken. Einzig bei den Gesundheitsgewerken ist die Lage beziehungsweise auch der Ausblick optimistischer. Regional gesehen wird die aktuelle Lage im Vogtlandkreis negativer bewertet als in den anderen Regionen des Kammerbezirks.

Betriebsauslastung

62 Prozent der Betriebe geben eine Betriebsauslastung von 80 Prozent und mehr an. Im Frühjahr 2023 lag dieser Wert noch bei 72 Prozent. Im vergangenen Jahr sank die Auslastung auf 67 Prozent. Die durchschnittliche Auslastung in Wochen liegt bei 11,1 Wochen. Dies ist eine Verringerung zur Vorjahresumfrage um etwas mehr als zwei Wochen. 93 Prozent der Betriebe erwarten einen gleich hohen (38,2%) oder höheren (54,8%) Auftragseingang im 2. Quartal.

Umsatzentwicklung

Gestiegene Umsätze geben 13 Prozent der Betriebe an. Im Frühjahr 2024 waren es 11 Prozent, ein Jahr zuvor aber noch 19 Prozent. Über konstant gebliebene Umsätze berichten wiederum 45 Prozent und sinkende Umsätze 42 Prozent. Zukünftig erwarten über das gesamte Handwerk der Region hinweg drei von vier Betrieben steigende oder zumindest gleichbleibende Umsätze. Besonders negative Bewertungen kommen aus den Bauhauptgewerken, den Kunsthandwerkern und den Nahrungsmittelbetrieben.

Verkaufspreise

Die Betriebe konnten die wiederholt gestiegenen Einkaufspreise nur unvollständig auf die Verkaufspreise umlegen. 38 Prozent der Betriebe melden gestiegene Verkaufspreise. 55 Prozent der Betriebe konnten gleich bleibend hohe Verkaufspreise am Markt durchsetzen. In der Zukunft planen die Hälfte der Betriebe ihre Preise zu halten. Jedoch wollen drei von zehn Betrieben ihre Verkaufspreise weiter erhöhen. Besonders Nahrungsmittel- und Kfz-Betriebe planen Anhebungen.

Beschäftigte

82 Prozent der Betriebe geben eine gleichbleibende und damit stabile Belegschaftszahl an. Die zurückhaltenden Bewertungen der Geschäftslage und der Fachkräftemangel führen dazu, dass vierzehn Prozent eine geringere Beschäftigtenzahl im letzten Quartal angeben. Damit ist ein geringer Personalabbau über den Winter verbunden gewesen.

Investitionsverhalten

Kreditfinanzierungen werden zwar günstiger, staatliche Förderprogramme werden aber reduziert und führen in Kombination mit der diffusen Erwartungshaltung der Betriebe zu zurückhaltendem Investitionsverhalten. Die Hälfte der Betriebe gab an, Investitionen im gleichen Umfang wie in den Vorjahren getätigt zu haben. Zehn Prozent haben mehr als zuvor investiert und 50 Prozent in gleichem Umfang. Zukünftig planen sechs Prozent der Betriebe mehr zu investieren. Dem stehen 40 Prozent der Betriebe gegenüber, die weniger investieren wollen als in den Vorquartalen. Somit planen noch 54 Prozent der Betriebe in gleich bleibender Höhe zu investieren und damit auf dem technischen Stand zu bleiben.

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