Maxi Vogel
Meisterschule statt Lehrerpult - Die Zwickauerin Maxi Vogel ist Deutschlands beste Fahrzeuglackiererin. Eigentlich wollte sie Mathelehrerin werden.
Lernt jetzt an der Meisterschule und nicht an der Uni: Maxi Vogel will einmal den Familienbetrieb übernehmen
Das blonde Haar zum Zopf gebunden, ein gepunktetes Sommerkleid und ein strahlendes Lächeln dazu. So sieht die Bundessiegerin der Fahrzeuglackierer 2018 aus. Dass sie damit nicht so recht ins vorgefertigte Klischee passen will, ist der damals 21-Jährigen herzlich egal. „Für mich ist das ein ganz normaler Job, ich bin quasi auf dem Hof der Lackiererei aufgewachsen“, erzählt die Zwickauerin.
Gemeinsam mit ihrem Bruder Stiev wird sie in den kommenden Jahren als vierte Generation die Geschicke des Familienbetriebs übernehmen. Die Lackierei Vogel wurde 1949 in Zwickau-Planitz gegründet, seit den 60er Jahren ist der Mittelständler im Stadtteil Pölbitz zu Hause. Von der Kfz- bis zur Industrielackierung, Reparatur von Unfallfahrzeugen oder Designlackierungen reicht das Portfolio des Betriebs.
Die Chefin in spe ist dabei längst nicht die einzige weibliche Fachkraft unter den rund 20 Mitarbeitern. „Aktuell haben wir eine Lackiererin und eine Karosseriebauerin, ab Sommer kommt eine neue Lackiererin dazu“, berichtet Maxi Vogel. Während der Lehrzeit, deren praktischen Teil sie bei ihrem Vater Swen absolvierte, war das Verhältnis ausgewogen: zehn Frauen, zehn Männer. „In der Meisterausbildung bin ich von fünf die einzige Frau.“ Dumme Sprüche oder abfällige Kommentare aber kennt die junge Zwickauerin nicht. Ganz im Gegenteil, als zukünftige Chefin eines Lackierbetriebs erhofft sie sich, die Frauenquote anzuheben und weiteren weiblichen Nachwuchs für ihr Gewerk zu finden.
Der Beruf erfordere mehr Kreativität als man gemeinhin denkt. „Was man mit einer Lackierpistole alles hinbekommt, ist wirklich spannend“, berichtet Maxi Vogel begeistert. Das Motto des Bundesleistungswettbewerbs letzten November in Stuttgart war daher genau nach ihrem Geschmack: „Lack und Kreativität in einer digitalen Welt“. Das Lackieren und Beschriften einer Fahrzeugtür und einer Werbetafel sowie die Designlackierung eines Fahrzeugmodels standen auf dem Programm. Am Ende holte die sächsische Landessiegerin den Bundessieg in den Freistaat.
Dabei sah Vogels eigentlicher Plan anders aus. Grundschullehramt sollte es nach dem Fachabitur mit pädagogischer Ausrichtung werden. Doch weil man in Sachsen mit einem Fachabi nicht für dieses Studium zugelassen wird und der zugesagte Studienplatz in Potsdam der jungen Frau kurz nach dem Abschluss dann doch zu weit weg war, fiel die Entscheidung für eine Lehre.
„Und nachdem ich nun die ganze Zeit hier bin und erlebe, wie es ist, in einem eigenen Unternehmen zu arbeiten, will ich auch gar nicht mehr weg“, sagt Maxi Vogel. Die Idee, Mathelehrerin zu werden, hat sie inzwischen komplett verworfen. Zum einen gefalle es ihr, schon jetzt Geld zu verdienen, anstatt mehrere Jahre zu studieren. „Aber vor allem möchte ich nicht mehr woanders angestellt sein. Es schreckt mich nicht ab, jeden Tag zehn Stunden zu arbeiten, weil ich hier weiß, wofür ich es tue.“
Mit dem Meisterbrief in der Tasche wird sie sich vor allem um die Buchhaltung des Familienbetriebs kümmern und diesen Aufgabenbereich von ihrer Mutter Ina Stück für Stück übernehmen. Mathe und Zahlen seien schon immer ihr Ding gewesen. Autos hingegen haben es ihr nicht so angetan. „Und Zeichnen und Malen sind auch nicht meins, auch wenn viele immer denken, das ist die Voraussetzung für den Beruf als Lackierer.“