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Julia Anger

Julia Anger ist ein Multitalent: Familie, Dozententätigkeit und Selbständigkeit in einem schließen sich bei ihr nicht aus

Im Moment steckt auch Julia Anger irgendwo zwischen Heimarbeit und Kinderbetreuung. Die 30-jährige Betriebswirtin ist eigentlich gerade Vollzeitmama, nebenher aber auch Dozentin an der Handwerkskammer Chemnitz und unterstützt Ehemann und Schwiegereltern bei der Geschäftsführung der Familientischlerei. Ihr Berufsweg ist alles andere als geradlinig verlaufen. Uns erzählt sie, wie es dazu kam.

Welchen Weg in den Beruf haben Sie genommen?

Ich habe nach dem Abi angefangen zu studieren: Soziologie. Aber eigentlich nur, weil uns damals gesagt wurde: „Ihr habt Abi, ihr müsst studieren!“ Ich habe dann auch recht schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Da war es aber zu spät, um noch eine Ausbildung anzufangen. Leider habe ich damit ein Jahr verschenkt und dann doch noch bei der Sparkasse eine Ausbildung zur Bankkauffrau begonnen. Dort habe ich zwei Jahre gearbeitet und anschließend zwei Jahre in der Volksbank. Parallel habe ich zu der Zeit dann auch den Kaufmännischen Fachwirt über die Handwerkskammer gemacht.

Warum über die Handwerkskammer?

Damals hatte ich noch keinen Bezug zum Handwerk aber für mich gab es nichts Gleichwertiges über die IHK. Der Kaufmännische Fachwirt, den die Handwerkskammer angeboten hat, war genau das, was ich mir inhaltlich vorgestellt hatte. Und vor allem war es in Teilzeit, ich bin ja nebenher noch arbeiten gegangen. So bin ich zur Handwerkskammer an sich gekommen.

Während es Fachwirts war ich dann schon schwanger mit meinem Sohn. Die mündliche Prüfung war zwei Wochen vor dem Entbindungstermin. Aber hat ja super gepasst! Den Geprüften Betriebswirt habe ich dann gleich hintendran gehängt und mich während der Zeit auch gleich selbständig gemacht – mit nähen und sticken.

Das ist aber nun ganz etwas anderes!

Ja, das habe ich schon immer gern gemacht. Ich hatte Glück, dass es damals eine Förderung über die SAB gab für Frauen im ländlichen Raum. Darüber konnte ich Maschinen finanzieren. Ich habe eine professionelle Stickmaschine, eine Profi-Nähmaschine und mir damit eine kleine Werkstatt aufgebaut. Leider lohnt sich das Verkaufen von selbst genähten Sachen in der Region momentan nicht richtig. Deswegen habe ich jetzt erst einmal mehr den Fokus auf das Designen von Schnittmustern gelegt. Die verkaufe ich dann online vor allem über Partner.

Wie sind Sie dann zur Dozententätigkeit bei der Kammer gekommen?

Noch während der Verteidigung meiner Betriebswirts-Facharbeit wurde ich darauf angesprochen, ob ich nicht im Prüfungsausschuss mitarbeiten möchte. Dozentin zu sein, konnte ich mir auch gut vorstellen. So war ich offen und habe einfach eine Initiativbewerbung an die Kammer geschickt. Jetzt arbeite ich im Prüfungsausschuss und unterrichte im Betriebswirtkurs Unternehmensführung und Organisation, Marketing und Wertschöpfung.

Wie ist der Plan für die berufliche Zukunft?

In der Elternzeit mit Kind Nummer zwei widme ich mich momentan hauptsächlich dem Schnittmusterverkauf. Das lässt sich gerade gut vereinbaren und ich will es noch ein bisschen ausbauen, damit dieses Geschäft übers Jahr noch nebenher weiterlaufen kann. Die Dozentenstunden werden jetzt so langsam wieder mehr, je älter meine Tochter wird. Mitte nächsten Jahres ist es dann geplant, dass die Schwiegereltern in Rente gehen und ich auch in der Familientischlerei aktiver mitmache. Mein Mann und ich führen das Unternehmen dann gemeinsam weiter. Er in der Praxis, ich im kaufmännischen Bereich. Da kommt mir natürlich meine Ausbildung voll zugute.