Romy Weisbach

Sarah Bauer

Im Galopp hat Metallbauerin Sarah Bauer Karriere gemacht und fühlt sich heute akzeptiert und angekommen in ihrem Beruf

Sarah Bauer ist zierlich, blond und fast schüchtern. Doch in der jungen Frau stecken Talente, von denen sich so mancher gestandene Mann eine „Scheibe“ abschneiden könnte. Aufgewachsen ist sie quasi im elterlichen Metallbaubetrieb – eine Prägung, die ihr berufliches Leben bestimmen sollte. Wir haben mit ihr über ihre Berufslaufbahn gesprochen.

Was war ihr Berufswunsch?

Während der Schulzeit wollte ich immer Apothekerin werden. Ich habe beim Abi alle Kurse und die Fremdsprache Latein darauf abgestimmt. Ich hatte dann auch einen Studienplatz für Pharmazie in Greifswald – nur hat das Gefühl dazu einfach nicht gestimmt. Ich habe das Studium nicht gemacht.

Wie ging es weiter?

Mein Vater führte damals einen Metallbaubetrieb in dritter Generation. Ich habe mir also gedacht – warum nicht Metallbauerin lernen und später vielleicht mal das Unternehmen weiterführen? Immerhin ist es seit 1925 in Familienhand. Das habe ich dann auch gemacht und Metallbauerin in der Fachrichtung Konstruktionstechnik gelernt. Parallel zur Ausbildung habe ich dann auch schon den Technischen Betriebswirt angefangen, vorzeitig ausgelernt und gleich im Anschluss auch den Meister in Vollzeit drangehängt.

Ein Sprint sozusagen. Wie sah es mit Ihren handwerklichen Fähigkeiten aus?

Ehrlicherweise habe ich mich vor der Lehre nie für das Handwerk meiner Vorfahren interessiert. Ich wusste zwar welche Maschine was macht aber handwerklich habe ich bis nach dem Abitur nie gearbeitet. Diese Fähigkeiten habe ich mir erst während Lehre und Meister angeeignet. Mein Meisterstück war eine Edelstahlbank, bei der ich viel Zeit in die Oberflächenbearbeitung gesteckt habe. Den Schweißfachmann habe mit Blick auf die Firma ebenfalls noch abgeschlossen.

Wo stehen Sie heute?

2017 bin ich in die Firma meines Vaters eingestiegen. Das lief alles recht gut, ich habe mich gut reingefunden, hatte meine Kunden, alles war sehr stimmig. Leider hat uns die ganze wirtschaftliche Lage dann einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich habe mich deshalb erst einmal umorientiert und bin heute als Konstrukteurin im Bereich Treppenbau in einem Unternehmen angestellt.

Nebenbei sind Sie auch als Dozentin für die Meisterausbildung tätig …

2018 habe ich bei der Handwerkskammer Chemnitz als Dozentin angefangen. Erst im Marketing, später auch in der Arbeitsplanung und im technischen Zeichnen. Dieses Jahr kamen noch Buchhaltung und Rechnungswesen dazu. In Chemnitz und auch in Plauen.

Wie ist das, hauptsächlich vor Männern zu unterrichten, die noch dazu meistens älter sind?

Ich bin ja erst 27. Am Anfang war das schon komisch, aber je mehr man in seinem Fachgebiet drinsteckt, umso sicherer bin ich auch geworden. Damit habe ich kein Problem mehr. Hatte ich auch noch nie – selbst mit den Jungs in der Ausbildung bin ich immer gut ausgekommen. Was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass im Handwerk der Umgang wirklich sehr persönlich, respektvoll und herzlich ist. Man versteht sich als Gemeinschaft. Das ist ein schönes Arbeiten und ich habe mich als Frau immer anerkannt und geschätzt gefühlt!